Intern
Institut für Musikforschung

Traversflöten (sechs Grifflöcher)

Querflöten, gedackt, mit sechs Grifflöchern

Flûtes d'allemagne und Schwegelpfeifen – Lo 22–25, R 32, Lo 28

Traversflöten mit sechs Grifflöchern, vgl. bei Praetorius (Syntagma, Bd. II: De Organographia, 1619) Tafel IX (Flöten), Nummer 3 (Querflöten) und 4 (Schweitzer-Pfeiff). Die vier Instrumente tragen keinen Herstellervermerk. Die Bohrung ist zylindro-konisch, die Rohre sind unten offen, oben geschlossen (abgeschlossen oder gestopft).

Lo 22

Traversflöte in b (Diskant). Gerade, aus einem Stück, Eiche. Metalleinfassungen (Messing) beider Enden. Oberes Ende gestopft. Gesamtlänge 38,5 cm, ab Mitte des Anblaslochs bis Ende 32,9 cm, bis zum Stöpsel ca. 34 cm.

Lo 23

Traversflöte in b (Diskant). Aus einem Stück, Eiche, gedrechselte Wulstlagerungen in der Höhe von Zapfenherz/Zapfen und unter dem untersten Griffloch. Aufgesteckte Metalleinfassungen (Stahlblech) beider Enden mit geknickten Verbindungen. Gesamtlänge 38,8 cm, ab Mitte des Anblaslochs bis Ende 33 cm, bis Stöpsel nicht messbar.

Lo 24

Lo 24 und 25 bilden ein Paar. Traversflöte in b (Diskant). Palisander. Zwei Teile, Kopfstück (oben geschlossen) mit Anblasloch und Unterstück mit Grifflöchern, gedrechselte Wulstlagerungen in der Höhe von Zapfenherz/Zapfen und unter dem untersten Griffloch. Keine Metalleinfassungen der Enden. Gesamtlänge 39,3 cm, Kopfstück 15,3 cm. Mitte des Anblaslochs bis Ende 33,2 cm.

Lo 25

Traversflöte (Alt) in es. Palisander. Zwei Teile, Kopfstück (oben geschlossen) mit Anblasloch und Unterstück mit Grifflöchern, gedrechselte Wulstlagerungen in der Höhe von Zapfenherz/Zapfen und unter dem untersten Griffloch. Keine Metalleinfassungen der Enden. Gesamtlänge 55,1 cm, Kopfstück 22,4 cm.

Provenienz: Sammlung Thomas Loelgen.

R 32

Schwegel. Querpfeife, einteilig. Berchtesgaden, nach Eschler (1993) wohl 19. Jahrhundert. Ohne Hersteller-Signatur. Rohr aus Linde, Korkstöpsel. Bohrung zylindrisch. Am Anfang und Ende Zierwulst mit eingedrehter Ringlinie. Mundloch rund, 8 mm. 6 vorderständige Grifflöcher. Rohrdurchmesser 1,16 cm. Länge 43,4 cm, vom Mundlochmittelpunkt bis Ende der Röhre 38,1 cm. Tiefster Ton as1. Durtonleiter.
Die Schwegelpfeife ist nach der Hornbostel/Sachs-Systematik eine gedackte Querflöte mit Grifflöchern (421.121.32). Die Bezeichnung „Schwegel“ ist germanischer Herkunft, das gotische Swiglja bedeutet Pfeife. Mittelalterlich ist die oberdeutsche Bezeichnung „Swegel, Schwegel“ bekannt (althochdeutsch „suegala“= Schienbeinknochen). Die Terminologie schwankt im Lauf der Zeit; bei Praetorius (1619) ist mit Schwiegel/Schwägel eine Längsflöte bezeichnet, Koch (1802) bezeichnet sie als "veraltetes Blasinstrument", das die Größe eine Querpfeife und nur drei Grifflöcher habe. Im Salzkammergut gibt es eine lange Tradition des "Seitl-Pfeifens", die seit 1925 organisatorische Stabilisierung durch den sog. Pfeifertag erhielt, der jährlich in einer anderen Ortschaft abgehalten wird. Gespielt werden Lieder, Märsche, Walzer, Jodler, Landler, Polka, Ludler, Steirer, usw. in Kombination von Pfeifen und Trommeln. Vergleichsinstrument Nürnberg, GN, MIR 257.

Provenienz: Sammlung Ulrich Rück.

Lo 28

Schwegel. Querpfeife in A, einteilig. Kärnten. Herstellerstempel: "HAUSA SCHMIDL | TREFFEN/VILLACH | AUSTRIA | A". Nach 1970. Der Bauweise nach ein "Salzkammergut-Schwegel". Die meisten dieser Instrumente sind auf A gestimmt (tiefster Ton: a1, Durtonleiter). Rohr aus Birnbaum, Korkstöpsel. Am Anfang und Ende ein Zierwulst mit eingedrehter Ringlinie. Zylindrische Bohrung mit einem Durchmesser von 1,24 cm. Mundloch rund, 8 mm. Länge 41,75 cm, vom Mittelpunkt des Anblaslochs bis Rohrende 35,9 cm.
Hausa Schidl (1905–1999), Tischler und Orgelbauer, begann seit 1928, Schwegelpfeifen in der Stimmung zu verbessern und regelmäßig herzustellen, und ist damit eine zentrale Figur bei der Wiederbelebung der Schwegelpfeife. Die Firma existiert noch immer (Sohn Helmuth Schmidl, Schwegelflötenerzeugung, Töbringerstraße 50, A-9521 Treffen am Ossiachersee). Zur Schwegelpfeife vgl. Andrea Wolfsteiner: Die Schwegelpfeife. Herstellung, Verwendung, Verbreitung, Literatur und Geschichte. Magisterarbeit an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz 2005 (Link).

Provenienz: Sammlung Thomas Loelgen.

ow {2014–08–26}