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Institut für Musikforschung

Floßzithern – De 429, De 567

Die Floßzither (bei Curt Sachs auch 'Floßpsalterium', engl. raft zither, frz. cithare en radeau) wird in West-, Zentral- und Ostafrika sowie in Südasien gespielt. Grundlage ist eine Plattform aus parallel (floßartig) verbundenen, seitlich mit Faden oder Draht zusammengefügten dünnen Bambus, Schilf- oder Hirserohren. Die Saite wird aus einem Bündel von Fasern aus der Oberfläche (Rohrepidermis) herausgeschnitten, ohne dass die Enden vom Rohr getrennt werden, hervorgehoben und mit untergeschobenen Rohren in der Funktion von Stegen gepannt. Auf der Rückseite wird durch abgehobene Epidermisbündel und untergeschobene Rohre zusätzlich Spannung erzeugt. Die erhöhten Saiten auf der Vorderseite werden im Zentrum durch Wickelungen gebündelt. Das Instrument wird beidhändig vor dem Brustkorb mit der Saitenseite nach vorne gespielt. Instrumente aus Uganda haben gewöhnlich sieben, neun oder elf Saiten, komplexer aufgebaute Instrumente bieten die Musikkulturen Nord- und Zentralnigerias und Benins. Die Tonhöhe der einzelnen Saiten kann durch die Breite der Epidermis-Ablösungen bestimmt werden, ferner generell mittels der zwei verschiebbaren Stege und durch Temperaturzuführung. Stimmringe, die an den Saitenenden über die Saitenstreifen geschoben werden, ermöglichen eine Feinstimmung. Auch die zentralen Wicklungen wirken sich auf die Tonhöhe aus.

De 429: Afrika, 2. Hälfte 20. Jh.

LBT 36 x 36 x 2 cm
22 Saiten, zu 11 Saitenpaaren gegliedert.

De 567: Afrika (Nigeria?), 2. Hälfte 20. Jh.

LBT 31 x 32 x 2 cm
13 Saiten

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel), Juli 2021

Literatur: Curt Sachs, Real-Lexikon der Musikinstrumente, Berlin 1913, S. 144. – Curt Sachs, The History of Musical Instruments, New York 1940, S. 463. – Ulrich Wegner, Art. Zithern, in: MGG2 (online: Ulrich Wegner/Schriftleitung/Andreas Michel, Art. Zithern in: MGG Online, hg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York 2016ff., zuerst veröffentlicht 1998, online veröffentlicht 2016, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/16041), B.III. Floßzithern.

{ow; 2021-12-10}