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Institut für Musikforschung

Sitar – De 161, De 184

Sitar (Hindi सितार sitār, von Farsi ستار setār, ‚Drei Saiten‘) ist das global bekannteste Melodieinstrument der nordindischen klassischen Musik. Es handelt sich um eine gezupfte Langhalslaute, deren Form sich im 17. Jahrhundert herausbildete.

Zur Herkunft der Sitar gibt es zwei Standpunkte: Westliche Wissenschaftler vermuten westasiatische Ursprünge, während indische Wissenschaftler die These indischer Ursprünge favorisieren. Die erste Position nimmt an, dass sich die Sitar aus Langhalslauten der tanbūr-Familie entwickelt hat, die wahrscheinlich während der Zeit der Mogulherrschaft im höfischen Umfeld importiert und kultiviert wurden. Diese These wird dadurch gestützt, dass es in Indien kaum Belege für frühe einheimische Langhalslauten gibt. In dieser frühen Zeit stand die Tanbur im Kontext des Sufi-Tanzes. Nach der muslimischen Tradition wurde die Sitar von Amir Khusrow (ca. 1253-1325), einem legendären Sufi-Erfinder und Dichter-Musiker erfunden. Es gibt allerdings keine Quellen aus dieser Zeit, in denen der Name "Sitar" verwendet würde. Auf Bildern des frühen Mogulreichs wird ein Instrument, das mit einer usbekischen Dutar oder einer Tambūrā ähnelt, auf der Schulter gespielt, ausgestattet mit dem tiefen Steg der modernen Sitar und der Tambūrā. Die Interpretation der Musikerabbildungen führte A. Dick (1984) zum Schluss, dass hinduistische Musiker das Instrument für ihre Musik übernahmen. Um 1725 wurde der Name Sitar im Hammir-raso von Jodhraj, einem Autor aus Rajasthan, verwendet. Das Instrument nahm dann allmählich seine moderne Form an (breiterer Hals, Kürbisresonator, Metallbünde, Knochensattel). – Die indische Wissenschaft vertritt hingegen im allgemeinen die These, dass die Sitar aus indischen Instrumenten hervorgegangen sei – v.a. unter Berufung auf die Instrumentennamen tritantrī vīṇā (dreisaitige Vina) im Saṅgītaratnākara aus dem 13. Jahrhundert oder citrā vīṇā aus den noch früheren Naṭyaśāstra des Bharata. Selbst wenn man die westliche Sicht für wahrscheinlicher hält, ist es doch wahrscheinlich, dass indische Instrumente wie die Vina Einfluss auf die Entwicklung der Sitar hatten, so beispielsweise bei der Hinzufügung des Halsresonators (typisch für die Tradition von Stabzithern) oder der Fülle an Resonanzsaiten.

Als Resonator besitzt die Sitar einen breiten Flaschenkürbis mit Holzdecke. Auf ihm ist ein langer hohler Hals aus Tunholz angebracht, um den verschiebbare brückenartige Messingbünde geknüpft sind. Ein kleinerer zweiter Resonator kann oben an der Halsrückseite angebracht sein (tumba – bei Instrumenten im Ravi-Shankar-Stil; Sitars im Vilayat-Khan-Stil haben nur einen Resonator). Die Sitar besitzt 7 Spielsaiten, wobei hauptsächlich die erste (baj) als Hauptspielsaite für die melodische Gestaltung verwendet wird (auch 2.–4. Saite), und bis zu 13 Resonanzsaiten (taraf), die unter den Bünden verlaufen und auf die Skala des jeweiligen Ragas gestimmt werden. Der aus Knochen gefertigte Steg (ghora) hat eine konvexe Krümmung (javari), do dass die Saitenreperkussion einen summenden Klang erzeugt. Der Grundton ist frei wählbar, liegt jedoch oft auf oder um Cis herum.

Der Spieler (sitarji) sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Boden, das Instrument liegt an der rechten Seite des Spielers auf seinem linken Fuß und wird mit dem rechten Unterarm, der auf dem Resonanzkörper ruht, schräg vor den Körper gehalten. Die Finger der linken Hand greifen die Saiten hinter den Bünden und können durch seitliches Verziehen Glissandi (meend) ausführen, wodurch der gezupfte Klang dem Ideal des Vokalen nahekommt. Angeschlagen werden die Saiten mit einem Drahtplektrum (mizrab), das mittels eines Rings auf dem Zeigefinger der rechten Hand steckt.

De 161: Sitar im Vilajat-Khan-Stil
Kein Herstellerzeichen
LBT 124 x 33,5 x 26 cm
Schwingende Länge der Hauptsaiten 85,5 cm
11 Resonanzsaiten

De 184: Sitar im Ravi-Shankar-Stil
Kein Herstellerzeichen
LBT 123 x 36 x 32 cm
Schwingende Länge der Hauptsaiten
11 Resonanzsaiten
Schaden: geleimter Riss rechts durch den Resonanzkörper; Loch auf der Rückseite

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel) Juli 2021

Literatur: Alastair Dick, Art. "Setār", in: Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Musical Instruments, London 1984, S. 392–400. – Allyn Miner, Sitar and Sarod in the 18th and 19th Centuries, Wilhelmshaven: Noetzel 1993.

{ow; 2021-11-16}