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Institut für Musikforschung

Rudra Vina – De 160

Zu den klassischen nordindischen Vina-Instrumenten (Hindi: वीणा, vīṇā) gehört die Rudra Vina, auch bīn (Beiname: Mahati Vina, die "große" Vina). Sie bestand anfänglich aus einer Bambusröhre (Typ Röhrenzither). Seit dem 19. Jh. wird meist Teakholz verwendet (zwei ausgehöhlte und zusammengeleimte Stammhälften). Auf dem Rohr sitzen 22–24 Bünde in einem Kunstharzbett (urspr. Wachs). Zur Verstärkung sind unter dem Rohr zwei Kürbiskalebassen angebracht. Das Instrument hat eine Länge zwischen 140 und 155 cm. Ein erhöhter Sattel am oberen Ende und ein konvexgekrümmter Summsteg am unteren tragen sieben Metallsaiten. Vier Melodiesaiten sitzen mittig (d, A, g, cis; 2 Stahl, 2 Kupfer). Drei liegende Stahlsaiten (eine rechts, zwei links mit Wirbeln im Korpus) dienen dem Bordun (chikaris). Die Saiten werden mit drei Stahlplektren am Zeige-, Mittel- und Ringfinger der rechten Hand gezupft. Das Instrument ruht mit einem Kürbis auf dem rechten Unterschenkel, mit dem anderen auf der linken Schulter.

Die Rudra Vina ist dem alten klassischen Dhrupad-Stil vorbehalten wie die Sursingar. Die tiefe Stimmung des Instruments ist für die Entfaltung eines langsamen Alap (der nicht-metrischen Vorstellung des Ragas als erster Teil des Dhrupad) gut geeignet. Traditionell ist die Rudra Vina männlichen Familienmitgliedern der Musikerfamilien (Gharanas) vorbehalten. Ihr Spiel wird noch innerhalb der Dagar-Familie aus Dehli weitergegeben. Der bedeutendste Rudra-vina-Spieler im 20. Jahrhundert war Zia Mohiuddin Dagar (1929–1990). Zu den Musikern, die regelmäßig Konzerte auf der Rudra vina geben gehört Asad Ali Khan (1937–2011).

De 160: Nordindien, 20. Jh.
LBT 144 x 8 x 46 cm
B Resonator 38 cm
Schwingende Saitenlänge 84,5 cm
4 Melodiesaiten, 3 Bordune
Tierdarstellungen an beiden Enden (Drachen- und Vogelkopf, vgl. die gestrichene Taus/Mayuri Vina)

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel), Juli 2021

Literatur: Markus Schmidt, Prinzipien des Improvisierens in der nordindischen Kunstmusik. Empirische Untersuchungen der Unterrichts- und Aufführungspraxis (= Intercultural Music Studies 22), Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung 2018 (dort Unterrichtsdokumentation auf der Rudra Vina bei Ashish Sankrityayan, S. 81f. und Track 4 der CD).

{ow; 2021-10-10}