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Institut für Musikforschung

Schoßgeige, Albert Ebner, München 1927 – De 460

Die Streichzither wurde 1823 vom niederösterreichischen Geiger und Zitheristen Johann Petzmayer (1803–1884) erfunden. Es handelt sich um einen Zwitter aus Violine und Zither. Das Griffbrett mit Bünden war der Zither entlehnt, der Resonanzkörper der Geige, wobei Petzmayer sich durch die Herzform von der Violine abzugrenzen versuchte. Zu dieser Form vgl. De 410. Die herzförmige Streichzither liegt beim Spielen auf dem Tisch. Später wurden Formen entwickelt wie das Streichmelodeon, das einen geschwungenen historisierenden Violenkorpus besitzt und entweder flach auf dem Tisch oder zwischen Tischkante und Schoß geklemmt wurde, vgl. De 548. Dafür haben die Instrumente einen Stachel am Hals, um den Halt zu gewährleisten. Die Schoßgeige in Violinenform (auch Violin-Melodeon) kehrt zur Violinform zurück. Sie ist ergologisch nur in einer Haltung zwischen Schoß und Tischkante spielbar. 

Das hier vorliegende Instrument De 460 stammt von Albert Benno Ebner (1882–?), Sohn von Andreas Ebner (1852–1919), der in München als Instrumentenbauer in der Altstadt (Oberanger) tätig war (Lütgendorff [31922, Bd. 1], 117)

De 460

Zettel mit Zierrand: "[Tinte:] A. Ebner | [Bleistift:] 1927 | München :/: Oberanger"

Schoßgeige: Resonator in Violinform

LBT 61.0 x 20,5 x 4.5 cm
(T = nur Korpus)
Deckenlänge: 36,0 cm
Breite Mittelbügel: 10,7 cm

4 Saiten

Griffbrett aus Ebenholz
30 Bünde aus Neusilber

Schraubenmechanik: nach oben herausstehende Drehwirbel auf langen Metallachsen. keine Patentangabe

Steg aus Ahorn, an der e2-Saite mit einem Hornstück verstärkt

Der umgefallene Stimmstock wurde (29. 9. 2025) aufgerichtet und positioniert. Die Saiten wurden ersetzt. 

Zubehör: Koffer

Herkunft: Dr. Marion Franz und Fritz Degel (Blieskastel), Juli 2022

Literatur: Willibald Leo Freiherr von Lütgendorff, Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart, 3. Auflage Frankfurt a.M. 1922, Bd. 2. – Andreas Michel: Zithern. Musikinstrumente zwischen Volkskultur und Bürgerlichkeit, Leipzig1995, 104–117

{ow; 2025-09-29}