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Institut für Musikforschung

Tanburi Isak

Tanbûrî İsak (um 1745–1814)

Der jüdische Komponist Tanbûrî İsak, wie er in zeitgenössischen osmanischen Musikhandschriften genannt wird, wurde um 1745 im İstanbuler Stadtteil Ortaköy unter dem Namen Fresko Romano geboren. Er zählt nicht nur zu den bedeutendsten Meistern osmanischer Kunstmusik, sondern schuf auch Werke für den Bereich des jüdischen geistlischen Gesangs. Die Musik zu den geistlichen Kompositionen İsaks wurde offenbar nicht aufgezeichnet und ging verloren, die Texte jedoch sind in verschiedenen Sammlungen erhalten.

Nachdem İsak zunächst als Sänger in einer der Synagogen İstanbuls tätig war, erlernte er das Spiel der Instrumente Kemân (Violine) und Sine Kemân (Viola d'amore), später auch das der Langhalslaute Tanbûr. Zugleich trat er als guter Sänger hervor. Der Tanbûr wurde zu seinem Hauptinstrument, das er im höfischen Ensemble des Sultans spielte und an der Ausbildungsstätte des Sarays unterrichtete. Auch der kunstsinnige Sultan Selîm III. (1761–1808, Sultanat 1789–1807), an dessen Hof İsak wirkte, erhielt von diesem Unterricht auf dem Tanbûr. Die Kompositionen, insbesondere die Vokalwerke İsaks, wurden vom Sultan geschätzt. Die wachsende Beliebtheit des Komponisten im ausgehenden 18. Jahrhundert wird belegt durch seine steigende Besoldung bei Hof: 1794 erhielt er ein Gehalt von 40 Kuruş für seine Tätigkeiten, 1801 betrug dieses bereits 70 Kuruş.

Mehrere in späterer Zeit bedeutende Komponisten osmanischer Kunstmusik erhielten ihre Ausbildung von Tanbûrî İsak. Neben den Türken Tanbûrî Zeki Mehmed Ağa (1776–1846) und Tanbûrî Mehmed (gestorben um 1895) ist der Armenier Tanbûrî Oskiyam (um 1780 bis etwa 1870) zu nennen, durch dessen Lehrtätigkeit der klassische Tanbûr-Stil İsaks über eine Kette von Schülern (u.a. Abdülhalîm Efendi, Cemîl Bey und Suphî Ezgi) bis in das gegenwärtige Jahrhundert überliefert wurde. 


Tanbûrî İsak zählt, ebenso wie der mit ihm befreundete türkische Komponist Hacı Sâdullâh Ağa (gestorben um 1801), zu jenen Komponisten, die die klassischen Formen und den höfischen Stil in der Musik zu einer letzten Blüte führten. Zwölf Jahre nach İsaks Tod setzte ein politisch motivierter Prestigeverlust der traditionellen Kunstmusik an den Höfen der Würdenträger ein, der zu einem fundamentale Gattungswandel führte. Die in einer Vielzahl von Handschriften überlieferten Werke des großen jüdischen Komponisten sind bis heute weitgehend unerforscht.

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