Intern
Institut für Musikforschung

WAMSaSa – Tamascheq Tehardent-Musik

I. Rudolf Reichelts „Feldaufnahmen“

Tamascheq tehardent-Musik aus Timbuktu/Mali (Mai 1961)

Die Tracks 1–3 sind am 28.05.1961 in Timbuktu entstanden. Darin ist ein "junger Bella" namens Agoukaina(?) zu hören (Reichelt zu Track 1 und 2). Bella ist die Sonrai-Bezeichung für die dunkelhäutigen Fischer und Kleinbauern, die möglicherweise die Nachkommen der ehemals von den Tuareg versklavten Schwarze (Tamascheq: iklan) sind. Heute leben sie in Gemeinschaften, die auf den Niger, Mali, Teile Algeriens, Libyens, Burkina Fasos sowie Nigerias verteilt sind. Agoukaina singt und begleitet sich selbst auf einem Instrument, das Reichelt als Gitarre bezeichnet. Bei dem Instrument handelt es sich um eine tehardent, die dreisaitige Binnenspießlaute der Tuareg (vgl. Tamascheq tehardent-Musik aus Gao).

Schnell wird klar, dass Reichelt die Aufnahme des ersten Stückes (Track 1) nach weniger als zwei Minuten beendet haben muss, um es erneut anzusagen (Reichelt zu Track 1 und 2) und erneut einspielen zu lassen (Track 2). In der zweiten, qualitativ deutlich besseren Ansage gibt Agoukaina – auf Reichelts Frage hin – an, dass das Stück tari heißt. Ob es sich bei tari um den schwarzen Umhang (frz. pagne), den die Tuareg-Frauen vor allem in der kalten Jahreszeit tragen, handelt, bleibt zunächst dahingestellt. Das Stück auf Track 3 heißt Agoukaina zufolge (Reichelt zu Track 3) n’djeru (Vgl. dazu Tamascheq tehardent-Musik aus Gao und Fulbe griots und hoddu-Musik aus Hombori).

Wann und wo das Stück auf Track 4 aufgenommen wurde, wer der Sänger war und auf welchem Instrument er sich begleitete, sind bislang unbeantwortete Fragen (es wurde von Reichelt weder angesagt noch kommentiert). Höchstwahrscheinlich wurde es ebenfalls im Mai 1961 in Timbuktu aufgenommen. Das Instrument ist eher eine tehardent. Stilistisch ist das Stück der Tamascheq tehardent-Musik einzuordnen.