Shehnai, Nordindien – De 457
Die shehnai (Hindi शहनाई), auch śahnāī, ist das Doppelrohrblattinstrument, das in der nordindischen Musik am weitesten verbreitet ist. In der südindischen karnatischen Tradition ist ihr Pendat die nadaswaram. Der Name setzt sich zusammen aus persisch shah (König) und nay (Flöte). Sie gehört morphologisch zur alten Familie der surnai (Doppelrohrblattinstrumente mit Trichter).
Das in die Volksmusik übernommene Instrument kam Anfang des 20. Jahrhunderts zur klassischen nordindischen Musik durch Bismillah Khan (1916–2006) anlässlich seines Konzerts bei der "Calcutta All India Music Conference" 1937. Auf diese Weise erfuhr die shehnai einen ähnlichen Aufstieg wie die Bambusquerflöte bansuri, die Streichlaute sarangi oder die Kastenzither santur. Die besten shehnai werden angeblich in Varanasi (Uttar Pradesh) gebaut. Wie Bismillah Khan haben weitere Musiker aus shehnai-Gharanas (Musikerfamilien/-netzwerken) ihre Wurzeln dort.
Die shenai wird bisweilen von der sur begleitet, einer Bordun-Schalmei, die eine shenai ohne Fingerlöcher ist, aber mit Wachs füllbare Stimmlöcher besitzt. Üblicher als Bordun ist eine surpețī (elektronische Drone Box mit einstellbaren Tonhöhen).
Kegeloboe, Nordindien, um 2000
Länge 41,5
Holzrohr (Teak), Trichter aus Messing
Trichter-Durchmesser 8,5 cm
8 Grifflöcher
Lochdurchmesser: 5,5 mm
Abstände zum oberen Rohrende (Maße: Grifflochmitte)
9,7 cm
12,2 cm
15,5 cm
18,5 cm
21,3 cm
24,1 cm
26,9 cm
29.9 cm
Herkunft: Fritz Degel (Blieskastel), 2021
Literatur: Nazir A. Jairazbhoy: A Preliminary Study of the Oboe in India, in: Ethnomusicology 14/3 (1970), 375–388. – Nazir A. Jairazbhoy: The South Asian Double-Reed Aerophone Reconsidered, in: Ethnomusicology 24/1 (1980), 147–156. – Reis Flora u. Redaktion: Śahnāī, in: Laurence Libin (Hg.): The Grove Dictionary of Musical Instruments, 2nd ed., New York und Oxford: OUP 2014, Bd. 4, 366-367.
{ow; 2024-11-23}



