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Institut für Musikforschung

Rgya-Gling (Gyaling), Tibet, 20. Jh. – Lo 71, Lo 72 und Lo 73

Gyaling (Tibetisch རྒྱ་གླིང་།) / Wylie: Rgya-gling
Oboe aus dem Kontext klösterlicher lamaistischer Rituale in Tibet. Bei Anrufungsritualen spielen Blasinstrumente immer paarweise und werden auch so hergestellt. Zu einem Instrumentalensemble gehören neben den gyaling die Längstrompeten (dung = "Schnecke") aus Metall (dung chen, vgl. Lo 74/Lo 75) und Schneckenhörner (dung kar). Schlaginstrumente sind: rol-mo (gebuckelte Paarbecken, vgl. Lo 76/Lo 77), silnyen (flache Paarbecken) und die Stieltrommel chos-rnga. Die gyaling wird im Gegensatz zu den anderen genannten Instrumenten auch in der weltlichen Musik gespielt. Die meisten Spieler bevorzugen ein Vibrato, gespielt wird mit Zirkularatmung. Beim paarweisen Spiel ist ein exaktes Unisono nicht gewollt, leichte irregularitäten verleihen der Melodie den "Duft".

Das Instrument besteht (1) aus einem Mundstück mit Doppelrohr (Bambus), das von einem dekorativen Stück eingefasst ist, welches einen Honigtopf darstellt (drang-tsang: "ein Klang so süß wie Honig"). (2) Den Kern bildet ein konisch sich öffnendes hölzernes Rohr mit sieben Finger-Grifflöchern und einem Daumenloch auf der Rückseite; zwischen den Grifflöchern befinden sich sieben Metallringe. (3) Den Abschluss bildet ein Metalltrichter mit zwei Wülsten. Für den Transport werden die Teile teleskopartig ineinandergeschoben.

Lo 71 und Lo 72 bilden ein Paar und haben die gleichen Maße
1. Hälfte des 20. Jahrhunderts

Länge 60,5 cm
Trichteröffnung 14,2 cm
Trichterlänge 18 cm
Trichter: Kupfer, Einfassungen in Messing

Holzrohr Länge 34,5 cm
Konische Bohrung, 1…3,7 cm
7 Grifflöcher (8 mm Durchmesser)
Abstand Mitte der Grifflöcher zum Rohrende: 27,5, 24,1, 20,8, 17,4, 13,9, 10,7, 7,3 cm
1 Daumenloch auf der Rückseite: 25,9 cm zum Rohrende
Ringe aus Neusilber zwischen den Grifflöchern; der oberste Ring von Lo 72 fehlt.

Lo 73 ist nur als Einzelstück erworben worden.
20. Jahrhundert

Länge 55 cm
Trichteröffnung 12,3 cm
Trichterlänge 14,3 cm
Trichter aus Neusilber, Stürzenkranz und Wülste aus Messing

Holzrohr Länge 34 cm
konische Bohrung 1…3,4 cm
7 Grifflöcher, 1 Daumenloch (ca 8 mm)
äquidistante Bohrungen im Abstand con 3,2 cm
Mitte erstes Grifflochoch bis Rohrende 27,8 cm; letztes 9 cm; Daumen 26,2
Ringe aus Metall mit Edelsteinbesatz zwischen den Grifflöchern

Herkunft: Stiftung Thomas Loelgen (Tübingen), 2012

Literatur: Daniel A. Scheidegger, Tibetan Ritual Music. A General Survey with Special Reference to the Mindroling Tradition, Rikon-Zürich: Opuscula Tibetana 1988, S. 11–13. – Mireille Helffer, Rgya-gling, in: Laurence Libin (Hg.), The Grove Dictionary of Musical Instruments, 2nd ed., Oxford und New York: OUP 2014, Bd. 4, 304–305.

Diskographie: Peter Crossley-Holland: The Nyingmapa Sect / The Kagyupa Sect – Tibet I - The Music Of Tibetan Buddhism, Bärenreiter Musicaphon (ca. 1966) (#A2: "Two Shawms", Youtube)

{ow; 2024-03-20}