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Institut für Musikforschung

Ms Arel 2768

Die Handschrift Kitâb-ı 'İlmü'l-Mûsıkî 'alâ Vechi'l-Hurûfât (ca. 1710) des Dimitrie Kantemir in der Bibliothek des Türkiyat Enstitüsü (İstanbul), Signatur Arel 2768

Der bedeutendste Theoretiker der traditionellen türkischen Kunstmusik ist zweifellos der Rumäne Dimitrie Kantemir, der in der Türkei den Namen Kantemiroğlu trägt.

Er war 1688 im Alter von 15 Jahren als Unterpfand für seinen Vater Constantin Vodâ Kantemir, der von 1685 bis 1693 unter türkischer Oberherrschaft die Provinz Moldau regierte, in die osmanische Metropole gelangt. Dort vertrat er nach dem Tod des Vaters zunächst seinen Bruder Antioch (Regierungszeit 1695-1700 und 1705-1707), der die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, als Diplomat an der Hohen Pforte, bevor er nach dessen Tod selbst Thronanwärter wurde. Kantemiroğlu verließ stanbul, als er 1710 von Sultan Ahmed III. (1673-1736, Sultanat 1703-1730) zum Herrscher der Provinz Moldau bestimmt wurde.

Im Enderûn, dem Inneren Bereich des Sultanspalastes, erhielt er von dem Griechen Tanbûrî Angeli (um 1615-1690) und dem griechischen Renegaten Kemânî Ahmed (gestorben 1700), wie jener nach seinem Übertritt zum slâm genannt wurde, seine Ausbildung in der höfischen Kammermusik ince sâz. Später wurde er tanbûr (Langhalslauten)-Spieler und Theoretiker, der selbst Schüler ausbildete. In seinem Buch zu Unterrichtszwecken, Kitâb-ı 'İlmü'l-Mûsıkî 'alâ Vechi'l-Hurûfât, um 1710 in Konstantinopel vollendet, entwirft er neben einer Notenschrift, die ihm in einem zweiten Band zur Niederschrift von nahezu 340 Vokalwerken dient, eine umfassende Übersicht der Theorie der türkischen Kunstmusik sowie eine Beschreibung der musikalischen Aufführungszyklen und der Gattungen.

Literatur:
Handschriftliche Kopien:
stanbul Üniversitesi Kütüphanesi, Signatur Nr. 1856 (unvollständig); Süleymaniye Kütüphanesi, Signatur Rzapaa Kütüphanesi Nr. 26890 (unvollständig); Privatsammlung efik Gürmeriç (vermutlich unvollständig).
Ausgaben:
Owen Wright, Demetrius Cantemir. The Collection of Notations. Part 1: Text, London 1992 (= SOAS Musicology Series, Volume 1).
Faksimileedition durch das Institut für die Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Münster in Vorbereitung.
Sekundärliteratur:
Eugenia Popescu-Judetz, Dimitrie Cantemir. Cartea tiinei Muzicii, Bukarest 1973.
Dies., Dimitrie Cantemir's Theory of Turkish Art Music, in: Studies in Oriental Arts, 1981, S. 99–170.
Ralf Martin Jäger, (= Türkische Kunstmusik und ihre handschriftlichen Quellen aus dem 19. JahrhundertSchriften zur Musikwissenschaft aus Münster 7, hrsg. von Klaus Hortschansky), Eisenach 1996.
Ders., Musikalische Schriftlichkeit und der Wandel der türkischen Kunstmusik im 19. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Türkeistudien (ZfTS), 8. Jahrgang, Heft 2/95, Leske + Budrich: Leverkusen 1996, S. 177–197.

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