Rebec von Rudolf Eras – De 423
Rebec ist der Name europäischer Streichinstrumente des Mittelalters (nach dem 10. Jahrhundert) und der frühen Renaissance, der auf den arabischen Begriff rebab zurückgeht. Zwei morphologische Typen sind zu unterscheiden, ein schmaler, der nordafrikanischen/marokkanischen Rebabs mit Flankenwirbeln entspricht, vertikal gespielt wurde und weitgehend auf westislamisches Gebiet beschränkt war und ein eher der birnenförmigen Lira der byzantinischen Tradition entsprechendes Streichinstrument mit frontalen oder sagittalen Wirbeln in einem Wirbelbrett oder (später) einem abgeknickten Wirbelkasten, das zum Oberkörper hin gehalten wird. Hals und Resonanzkasten werden bei beiden Typen aus einem Stück Holz gebildet. Eine absolut trennscharfe Nomenklatur für die frühen Streichinstrumente ist nicht zu erwarten (Bachmann 1960).
Rudolf Eras (1904–1998) betrieb 1934–1940 zusammen mit Albert Lorenz (1887–1963) die "Hell-Werkstatt" in Markneukirchen. 1940 legte er die Meisterprüfung ab. 1945–1958 betrieb er eine Werkstatt im oberbayrischen Erlbach, ab 1959 im südbadischen Kandern. Als Restaurator wurde Eras vom Bachhaus Eisenach sowie den Instrumentensammlungen Leipzig, Berlin und Basel engagiert. In den 1950er Jahren studierte er in Freiburg (Breisgau) und Leipzig bis zur Promotion. Eras fertigte neben Saiteninstrumenten auch Nachbauten historischer Holzblasinstrumente wie Blockflöte oder Zink (Drescher 1990, 152). Das von Eras verwendete Zeichen bildet wohl das H der Hell-Werkstatt. Ob er es nach 1940 noch verwendete, ist nicht ganz klar, liegt abhand des vorliegenden Instruments, das wohl aus den 1950er oder 1960er Jahren stammt, nahe. – Die Vorlage für die Rebec von Eras ist nicht ermittelt. Sie ähnelt der Zeichnung, die Sachs (1913, 308) nach Kastner (1852, Pl. XVIII, Fig. 158) wiedergibt.
Zettel: "[Zeichen] | RUDOLF ERAS"
Brandstempel: Wie das Zeichen auf dem Zettel: "H" (?)
LBT 54 x 15,5 x 8,5
(T = nur Resonator)
Deckenhöhe 26,8 cm
Korpus mit Hals aus Ahorn
Decke aus Fichte, Höhe 26,8 cm
Griffbrett aus Buche
Saitenhalter aus Laubholz
3 Saiten
Mensur: 31,2 cm
5 Bünde, Neusilber, nachträglich eingesetzt (?)
Bogen
Zubehör: Soft-Case
Herkunft: Dr. Marion Franz und Fritz Degel (Blieskastel), 2021.
Literatur: Jean-Georges Kastner: Les danses des morts. Dissertations et recherches historiques, philosophiques, littéraires et musicales sur les divers monuments de ce genre qui existent ou qui ont existé tant en France qu'à l'étranger, Paris 1852. – Curt Sachs: Real-Lexikon der Musikinstrumente, zugleich ein Polyglossar für das gesamte Instrumentengebiet, Berlin 1913. – Henry George Farmer: Studies in Oriental Musical Instruments, London: Harold Reeves 1931. – Werner Bachmann: Die Anfänge des Streichinstrumentenspiels, Leipzig 1964. – Thomas Drescher: Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 3: Ergänzungsband. Tutzing 1990.
{ow; 2023-01-10}



