Intern
Institut für Musikforschung

Tafelklavier von Casper Katholnik, Wien (um 1800) – N 10


Wien, nach 1802. – Signatur: Emailliertes ovales Blechschild mit vergoldetem Messingrahmen auf dem Vorsatzbrett. Schwarze Inschrift: "Caspar Katholnik | bürgerl: Instrumentenmacher | in Wien."

Casper Katholnik, auch Caspar Katholnig, war ein Wiener Klavierbauer, *1763 (Villach; Jahr nicht belegbar, vgl. Darmstädter/Hoheisel 2023), † 1829 (Wien). In Wien erhielt er die Lizenz als Instrumentenbauer 1801, ein Jahr darauf das Bürgerrecht. Das Signet weist somit auf ein Enstehungsdatum um oder nach 1802. Ein wohl weitgehend baugleiches Instrument an der Musikinstrumentensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien (SAM 1362) weist den Erbauer noch schlicht aus als: "Casper Katholnik | in Wien". Bei einem späteren Instrument der Baureihe (Auktionsfoto "Di Mano in Mano", Code ANTALT0000599), das eine Lyra statt der Moderatorenhebel besitzt, nennt das Signet: "Caspar Katholnig | Bürger | IN WIEN".

Gehäuse rechteckig. Gesamtlänge (mit Sockel): 142,4 cm; Gesamtbreite (mit Sockel): 54,8 cm; Gesamthöhe (mit Deckel): 78,9 cm

Klaviatur (F1–g''') links und einspringend. Klaviaturbacke aus schwarz geb. Birnbaum. auf der Oberseite
wellenförmig profiliert.
Umfang: Stichmaß (3 Oktaven): 47,2 cm
Klaviaturhöhe: 65,9 cm

Tastenbelag: Untertasten u. Stirnkanten Knochen, Obertasten aus geb. Birnbaum mit Auflagen aus schwarz geb. Birnbaum. In den Untertasten zwei rot eingefärbte Rillen. Tastenhebel aus Fichte mit Auflageböckchen
aus Linde. Tastennumerierung (späteren Datums) nur von 1–50 in Höhe der Fänger.
Länge der Untertasten Vorderseite: 3,7 cm
Länge der Obertasten am obersten Rand: 9,9 cm
Breite der "D"-Untertasten hinten: ca. 1,50 cm
Breite der "E"-und "C"-Untertasten hinten: ca. 1,20 cm
Breite der Untertasten "f" bis "H" hinten: ca. 1,24 cm
Breite der Obertasten am obersten Rand: ca. 0,90 cm
Tastentiefgang: um 0.45 cm
Tastenführung: Kanzellenführung, gebildet durch Ahornplättchen. eingelassen in zwei Leisten aus
Ahorn.

Wiener Prellzungenmechanik. Hämmer ruckwärts gewendet. Stiele mit Schnäbeln aus Ahorn. Kerne aus Linde mit 1- bis 2-facher Lederschicht. Seitlich auf den Schnäbeln mit Tinte von 1–63 durchnumeriert. Auflageklötzchen für Hammerstiele aus Linde auf den Tastenhebeln. Kapseln aus Messing, Stiele in in die Tastenhebel versenkte Rotbucheplättchen geschraubt. Prellzungen aus Ahorn mit Pergamentscharnieren, eingeklemmt in zwei zusammengeschraubte Leisten aus Linde und Flehte. Federn aus Messing, in die Leiste aus Linde gesteckt. Hinterdruckleiste aus Ahorn. Fänger: Einzelfänger. Keile aus Linde mit einfachem Lederbelag. mit den Tastenhebeln durch eingeschraubte Eisendrähte verbunden.

Kastendämpfung. Vorderleiste und Hinterleiste zusammengeleimt, aus Birnbaum, außen schwarz geb. Oberrechen aus Birnbaum mit Lederbelag. Dämpferspäne aus Birnbaum mit Lederbelag oben. Die Späne an Klötzchen aus Rotbuche, daran die Dämpferkeile aus Birnbaum mit Lederbelag. Führung in den Klötzchen aus Eisendraht durch den Anhängestock: Auflage der Drähte ursprünglich aus Leder auf den Tastenhebeln. Dämpfer von F1 bis d2 (Keile und Klötzchen zum Teil n.o.).

Resonanzboden aus Fichte mit nur an den Zargen entlang laufenden unprofilierten Leisten aus schwarz geb. Birnbaum, Stärke ca. 0,25 cm. Rippen aus Fichte(?). Steg aus schwarz geb. Birnbaum. S-förmig geschwungen. Beide Stegenden auslaufend mit Girlanden- und Rautenmotiven aus schwarz geb. Linde. Steghöhe vom Baß zum Diskant: 1,45–1,35 cm. Damm aus Fichte mit großem rechteckigen Fenster. Anhanghöhe im Baß und Diskant durchgehend:ca. 0,54 cm.

Züge: Kniehebel sowie dazugehörige Hebelei im Klaviaturraum und am Unterboden aus Eiche. Moderatorleiste aus Fichte mit Tuchstreifen (n.o.). Besaitung neu. 12 Saiten. 1-chörig, von F1 bis E1, 51 Saiten. 2-chörig, von F bis g3.

Stimmstock aus Hartholz. 2-teilig (s. Wirbelanordnung). Stimmstockauflage aus schwarz geb. Rotbuche, am Diskantende ebenfalls mit aus schwarz geb. Lindefurnier ausgeschnittenem Girlanden- und Rautenmotiv.

Deckel zweiteilig, aus Fichte. Eibe furniert, mit anschließender, an Scharnieren befestigter Frontabschlussklappe, ebenfalls Fichte. Eibe furniert. Am Deckel umlaufende. unprofilierte Leisten aus geb. Birnbaum. An der linken Zarge ein Deckelstützstab aus schwarz geb. Birnbaum (?). Zargen aus Fichte (?), innen und außen Eibe furniert. Die Rückwand aus Eiche. Alle auf den Unterboden aufgesetzt. Außer Rückwand umlaufender Sockel am unteren Zargenende aus Fichte (?), mit Eibe furniert, mit abschließender Leiste aus schwarz geb. Birnbaum. Zargenstärke: ca. 1,50 cm, Zargenhöhe mit Unterboden: 22,1 cm. Klavierbacken aus Birnbaumadern und je einer runden, gepressten und vergoldeten Messingplakette. Vorsatzbrett aus Fichte, Eibe furniert, mit Intarsien aus schwarz geb. Birnbaumadern und links und rechts von dem Signaturschild je eine Plakette wie Klavierbacken. Notenpult versenkbar, aus massiv Eibe, mit Intarsien aus schwarz geb. Birnbaumadern. Unterboden aus Fichte mit Verstärkungsstreben an den Rändern und diagonal verlaufend. Vier Beine aus Fichte, Eibe furniert, im Querschnitt 4-kantig. nach unten zu sich verjüngend. An den langen Kanten Streifen aus schwarz geb. Birnbaum. Fußklötze aus Rotbuche, n.o. (?).

Provenienz: Sammlung Reinhold Neupert

Vergleichsinstrumente: Kleineres Tafelklavier der Crosby Brown Collection am Metropolitan Museum of Art, New York, Inv. 89.4.1951; Collezione Accardi – van Bussel, II.8; Nachbau dieses Tafelklaviertypus an der Stiftung Weimarer Klassik (im Rahmen des KUR-Projektes). Ferner Nachbau im Programm von Orgelbauer Markus Harder-Völkmann. Dokumentation zweier Tafelklaviere und Nachbau am Greifenberger Institut für Instrumentenkunde; Wien, Kunsthistorisches Museum, SAM 1362.

Literatur: Thomas J. Eschler, Die Sammlung historischer Musikinstrumente des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Erlangen-Nürnberg, Wilhelmshaven: Florian Noetzel Verlag 1993, 75-76, Abb. 115. – Darja Koter, Musikinstrumente Österreichischer Klavierbauer im Landesmuseum Ptuj/Pettau (Slowenien), in: Musikoloski zbornik/Musicological Annual, Ljubljana 1997, 65–80. – Beatrix Darmstädter und Ina Hoheisel, Casper Kattollnig und eines seiner Tafelklaviere. Gedanken zu einer Neuakquisition, in: Glareana 2023, Heft 2, 5–39.

ow {2016–02-28/2024-04-03}