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Institut für Musikforschung

Pungi (Doppelrohr-Windkapselklarinette) - Lo 20


Pungi (पुंगी, Hindi; Pugi, Ponga, Pongi), auch Bin, Mahudi, Magudi (Tamil), Instrument der indischen Schlangenbeschwörer.  Windkapselklarinette (Klarinettenspiel, bei Hornbostel/Sachs 422.22) mit einer Flaschenkürbiskalebasse als Windkammer, einem Bordunrohr und einem Spielrohr mit sieben Grifflöchern. Eingeblasen wird die Atemluft durch ein Loch im Kürbishals. Am bauchigen Ende sind die Rohre mit Wachs oder Kitt abdichtend befestigt. Für die Tonerzeugung sorgt ein ideoglottes Rohrblatt, das halboval längs aus der Röhrenwand geschnitten ist, und zwar an dem Teil des Rohrs, das in der Windkapsel verborgen ist. Es gibt Pungis, deren Windkapsel aus einer Kokosnuss hergestellt ist und die eine Holzröhre als Anblasstück besitzen. Manche haben ein Griffloch an der Bordunröhre, durch das der Grundton um eine Sekunde erniedrigt werden kann.

Bautechnisch können die Windkapselklarinetten als Weiterentwicklung der Doppelklarinetten bzw. -oboen betrachtet werden (altägyptische As-it, nordafrikanische Arghul, Zummara und Mashura, bengalische Doppelklarinette Murali), bei denen die Mundhöhle die Windkapsel bildet. Eine Vorstufe bilden sie zu den Balginstrumenten (Sackpfeifen).

Pungis werden auf die Svaras (Haupttöne) des südindischen Raga Punnagavarali gestimmt. Gespielt wird das Instrument mit Zirkularatmung. Durch gleichmäßiges und kräftiges Blasen entsteht der scharfe und nasale Klangcharakter. Für Instrumente ohne Bordun vgl. De 480 (Windkapselklarinette, Indonesien).

Länge 37,5 cm, max. Breite 9,2 cm, Länge der Kalebasse ca. 17 cm, Länge der Rohre bis zur Kalebasse ca. 19,5 cm. Kanaldurchmesser Bordunrohr 11 mm, Spielrohr 10 mm. Rohre schwarz lackiert. Drahtumwicklung zwischen 6. und 7. Griffloch. Bienenwachsdichtung, darum herum grobe Zierlackierung (Ring mit Blütenblatttupfen). Senkrecht gebohrte Grifflöcher von 5 mm Durchmesser, Abstand zum Luftaustritt: 30, 56, 77, 98, 118, 138, 158 mm. Grundfrequenz und Skala (vgl. Audiodatei und Spektrogramm links):
Bordunrohr
316,6 Hz (dis1 +31 Cent) – sinkt bei steigenden Intervallen zunehmend bis min. 311 Hz (dis1 -1 Cent)
Spielrohr
318,2 Hz (dis1 +39 Cent)
321 Hz (e1 -46 Cent)
362 Hz (fis1 -37 Cent)
384,1 Hz (g1 -35 Cent)
406,4 Hz (gis1 -37 Cent)
430,7 Hz (a1 -37 Cent)
462,1 Hz (b1 -15 Cent)
493,9 Hz (h1)

Provenienz: Sammlung Thomas Loelgen, nach handschriftlichem Etikett am Instrument in Basel erworben, bezeichnet als "Tubri".

Literatur: Curt Sachs, Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens, zweite Auflage, Berlin und Leipzig 1923, 154–162.

ow {2014-08-21}