Intern
Institut für Musikforschung

Das Fest von Woui

Ein Film von Tilman Musch

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Woui ist ein Brunnen in der Region Ennedi (Ostsahara / Tschad), ungefähr 70 Kilometer Luftlinie im Nordwesten der Siedlung Fada gelegen (Abb. 1). Am 11. und 12. November 2022 hielten die Oduwoya hier ein Familientreffen (čabo) ab (Abb. 2). Die Oduwoya sind einer der heute noch 33 Clans der Tubu Teda, die vor allem im Tibesti Gebirge in Tschad, im Nordosten der Republik Niger und im Süden von Libyen siedeln.

Zum Familientreffen von Woui waren Clan-Mitglieder unter anderem aus Niger, aus dem Tibesti, aus der Hauptstadt N’Djamena und aus Libyen angereist. Der erste Teil des Films zeigt die Ankunft und Begrüßung der libyschen Delegation (Abb. 3) und ihre Einfahrt nach Woui (Abb. 4). Der hier zuerst zu hörende Gesang stammt aus einem Autoradio.

Ein wichtiger Teil des Treffens waren die Beratungen, welche die Clanmitglieder am Vormittag des 12. November abhielten (Abb. 5). Zu deren Abschluss wurde ein reich geschmücktes Kamel dem Clan-Oberhaupt übergeben (Abb. 6). Dies zeigt der zweite Teil des Films.

Im dritten Teil schwenken Mädchen Palmwedel und mit einer Art Flitter verzierte Ruten (Abb. 7). Sie begleiten die Geschehnisse mit Gesang und You-You-Rufen. Ein Schmied tritt in Erscheinung und schlägt die Trommel (kidi), die aus einem länglichen Korpus besteht, dessen offene Enden mit Ziegenhaut bespannt sind (Abb. 8). Männer tanzen einen Rundtanz. Um die Mittagszeit gehen die Leute zum Gebet.

Am Nachmittag finden sich vor allem die Jüngeren der Teilnehmer zum Tanz (šîgîni) wieder zusammen, wie im vierten Teil des Films zu sehen ist. Erneut tritt der Schmied in Erscheinung, der nun alle Geschehnisse durch seine Rhythmen begleitet. Männer tanzen einen Rundtanz; in einer Art Ronde umtanzen Mädchen und Frauen den Schmied (Abb. 9). Gesänge sind zu hören, die aus dem Lobgesang (hîmi) einer Vorsängerin bestehen, auf den ein Chor mit einer Art Refrain folgt. Als es Zeit für das Abendgebet ist, gehen die Leute auseinander. Manche motorisierten Teilnehmer fahren mit ihrem Pickup das kurba, bei welchem durch schnelles Fahren in Kreisen oder das Anziehen der Handbremse bei voller Fahrt Schleudern provoziert und so viel Staub wie möglich aufgewirbelt werden soll (Abb. 10).

Des Nachts kommen die jüngeren Teilnehmer wieder zusammen. Im Licht der Autoscheinwerfer singen und tanzen die Mädchen (Abb. 11). In diesem letzten Teil sieht man einen jungen Mann aus der Szene verschwinden. Er hat gerade mit einem Maschinengewehr in die Luft gefeuert und den Sängerinnen Geldscheine zugeworfen. Gesang und Tanz gehen noch lange weiter…

Film, Fotos und Text von Tilman Musch. Alle Rechte vorbehalten.