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Institut für Musikforschung

Yamurru ʿujuban

Paris, 1978: Sie hören einen Ausschnitt eines Konzerts des berühmten syrischen Sängers Sabah Fakhri (1933–2021).

Komponiert wurde das hier vorgetragene Lied von Omar al-Batsh (1885–1950), einem der bedeutendsten syrischen Komponisten des letzten Jahrhunderts, der Liedtext stammt von dem syrischen Dichter Fakhri al-Baroudi (1887–1966).

„Yamurru ʿujuban“ gehört zur Gattung der Muwashshahat, einer auf Hocharabisch gesungenen Gedichtform, deren Ursprung in Andalusien vermutet wird. Heute werden die Muwashshahat vor allem in Aleppo aufgeführt, einer Stadt, die auf Arabisch auch unter dem Beinamen „Mutter der musikalischen Ekstase“ („Im al-tarab“) bekannt ist.

Musikalisch zeichnen sich die Muwashshahat durch anspruchsvolle Rhythmen und das Wechselspiel von Solosänger und Chor aus. Hören Sie hinein in ein Lied, dessen Text von dem Gefühl der Verlassenheit erzählt, in dem sich ein Liebender wiederfindet, als sein Geliebter ohne Gruß ihm vorüberzieht:

  Er zieht vorüber, verwundert, ohne Gruß
  Ist das nicht seltsam, ist das nicht schade/schändlich

  Welch bitterer Kelch ist doch die Liebe
  Wenn der Geliebte dem in Leidenschaft Gefangenen Unrecht tut

Der Liedtext erzählt die Geschichte einer unerfüllten Liebe.  Gleichzeitig erinnert er an die Bedeutsamkeit einer in Syrien mitunter ausgedehnten Grußkultur. So verabschieden sich gute Freunde oftmals nicht nur mit einem „ma salameh“, der Grußformel, die übersetzt so viel wie „„Mit Wohlergehen!“ oder „Bleib gesund!“ bedeutet; oft sind es hundert oder gar tausend Grüße (alf ma salameh!), die man seinen Lieben hinterherschickt, um Lebewohl zu sagen.