Intern
Institut für Musikforschung

Morin khuur, Mongolei – De 543, De 363

Kastenspießlaute, die als nationales Symbol der Mongolei gilt. Khuur ist der mongolische Begriff für gezupfte oder gestrichene Saiteninstrumente bzw. Maultrommel. Morin khuur (морин хуур, auch moriny tolgoit khuur: khuur mit Pferdekopf) bezeichnet eine Fidel mit zwei Saiten mit einem geschnitzten Pferdekopf am Halsende. Abgegriffen werden die Tonhöhen von unten mit den Nägeln von Zeige- und Mittelfinger der linken Hand, gedämpft von oben mit Ring- und kleinem Finger. Mit der rechten Hand wird die benötigte Spannung auf die Bogenhaare ausgeübt. Der Name khuur ist verwandt mit dem turksprachigen kobys (z.B. die kyl kobys in Turkmenistan, Kasachstan und Usbekistan; vgl. De 155).

Traditionell besteht die Decke aus Schaf- oder Ziegenhautbespannung. Moderne Instrumente haben eine Holzdecke, oft mit westlich geprägten f-förmigen Schalllöchern (wie bei dem vorliegenden). Die zwei Stutenhaarsaiten laufen von einem an einem Anhangstöckchen befestigten Saitenhalter über einen Steg auf der Decke zu einem kleineren Steg vor dem Wirbelkasten zu den lateralen Stimmwirbeln. Die Saiten unterscheiden sich in der Dicke. Es gibt eine dickere (nariin) und eine dünnere (büdüün; Relation ca. 105/130 Haare; auch 'weibliche' und männliche Saite).

Traditionell begleitet das Instrument den Vortrag von Sagen bzw. lange Lieder (urryn duu). Sie wird auch solo gespielt zu Kompositionen mit dem Namen tatlaga, die gewöhnlich die rhythmischen Bewegungen von Pferden und anderem Viehbestand nachahmen. In der Westmongolei wird die tatlaga auf der igil (vgl. De 418) ausgeführt und dient als Form der Tanzmusik (bielgee).

De 543

Um 2000

LBT 101,5 x 27 x 10 cm

Trapezoider Korpus

Decke, Zargen und Wirbel beschnitzt mit Svastika-Mäandern.
Zwölf Tierdarstellungen auf dem Griffbrett, separiert durch die schwarz markierten Tonhöhenabstände.
Pferdekopf am Halsende.

Schwarze Rosshaarsaiten

De 543a: Bogen mit schwarzem Rosshaar
L 67,5 cm

Das dekorative Musikinstrument ist offenbar für einen westlichen Käufermarkt hergestellt.

Provenienz: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel)

De 363

Miniatur einer Morin khuur. Um 2000. Kein Herstellervermerk.

LBT 40 x 10 x 3 cm

Felldecke

Mit ornamentalen Schnitzereien verzierte Zarge

Schwarze Rosshaarsaiten, die von Schnüren gebündelt werden. Diese werden durch Kanäle zu den Wirbeln geführt. Auf der Rückseite des Halses befindet sich eine kleine ausgeschnittene Klappe, die den Zugang zu den Wirbeln erlaubt.

De 363a: Bogen

Provenienz: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel)

Literatur: Andrea Nixon: The Evolution of Mongolian Musical Terminology from the 13th to the 18th Century, PhD Diss. Cambridge Univ. 1988. – Carole Pegg: Mongolian Music, Dance, & Oral Narrative. Performing diverse Identities. University of Washington Press, Seattle WA u. a. 2001. – Peter K. Marsh: The Horse-head Fiddle and the Cosmopolitan Reimagination of Tradition in Mongolia, New York: 2008. – Andrea Nixon/Peter K. Marsh, Art. Khuur, in: L. Libin (Hg.), Grove Dictionary of Musical Instruments, 2nd ed., New York: OUP 2014, Bd. 3, 157-8.

{ow; 2023-05-11/2024-03-07}