Musik unserer Nachbarn: Kulturelle Vielfalt in Würzburg und im deutschsprachigen Raum
Wir erforschen die Diversifizierung der Kultur in Würzburg und im deutschsprachigen Raum. Welche Auswirkungen haben die rasant zunehmenden interkulturellen Kontakte auf die lokalen kulturellen Traditionen? Wie drücken Künstler*innen mit Migrationshintergrund ihre Erfahrungen aus, wie behalten sie ihr kulturelles Erbe bei und wie passen sie sich kreativ neuen Impulsen an? Welche Chancen und Herausforderungen haben Hobby- und Profimusiker*innen und -tänzer*innen, und wie unterscheiden sich diese je nach kulturellem Hintergrund und Musik- bzw. Tanzstil?
Nehmen Sie an unserer Forschung Teil
Fragebogen „Chancen und Herausforderungen für Kulturschaffende“
Wir laden Musiker*innen und Tänzer*innen ein, unseren Fragebogen „Chancen und Herausforderungen für Kulturschaffende“ auszufüllen. Wir hoffen, mehr darüber zu erfahren, welche Chancen und Herausforderungen darstellende Künstler*innen und Kulturschaffende erleben, sowie wie diese je nach Wohnort, Musik- oder Tanzstil und Hintergrund variieren können. Unser Ziel ist es, neben wissenschaftlichen Veröffentlichungen auch eine politische Empfehlung auszusprechen, um das kulturelle und künstlerische Umfeld zu verbessern und inklusiver zu gestalten. Dieser Fragebogen richtet sich an alle, die sich mit Musik oder Tanz beschäftigen, ob professionell oder als Amateur, unabhängig von Stil, Idiom oder kulturellem Hintergrund. Wir sind an allen Arten von Musik, Gesang und Tanz interessiert. Der Fragebogen besteht aus 20 Fragen zu Ihrer künstlerischen Tätigkeit, den Chancen und Herausforderungen, die Sie erlebt haben, und zu Ihrem Hintergrund. Ihre Antworten sind anonym. Die Dauer der Befragung beträgt circa 20 Minuten.
Interviews
Das Forschungsprojekt erkundet die Vielfalt unterschiedlicher Künstler*innen und Kulturschaffende in Würzburg und im deutschsprachigen Raum. Jegliche Form des Musizierens und Tanzens ist dabei für uns von Interesse: Hobby- wie Profimusik und -Tanz, privates wie öffentliches Musizieren und darstellende Kunst über alle Genregrenzen hinweg. Ein besonderer Fokus des Projekts liegt auf Wandel und Transformationsprozesse: Wir wollen mehr darüber erfahren, wie verschiedene lokale Musiker*innen und Tänzer*innen auf kulturellen Wandel reagieren, Traditionen erhalten oder ändern, neue Impulse aufnehmen und selbst setzen und bestehende musikalische Praktiken kreativ weiterentwickeln. Hierbei interessiert uns explizit auch, wie Kulturschaffende mit und ohne Migrationshintergrund ihre musikalischen Traditionen in neuen und sich wandelnden Umgebungen kreativ aufrechterhalten, anpassen und verändern. Sprechen Sie uns gerne an, falls Sie an dem Projekt teilnehmen wollen.
Workshopangebote für Schulen
Im Rahmen des Projekts „Musik unserer Nachbarn” werden Musik- und Tanzworkshops für Schulen angeboten. Der Lehrstuhl für Ethnomusikologie kann im Jahr 2025 eine begrenzte Anzahl von Workshops finanzieren. Die Workshops sind: „Afrikanische Trommel“ mit André Mabiala, „Movement Therapy with Indian Classical Dance Workshop“ mit Maanasa Akshay, „Rap für alle“ mit Niro Degen, „Flamenco an Schulen“ mit Mercedes Sebald, „Beats produzieren und Vocals aufnehmen mit dem Handy oder Laptop“ mit Rob Colomb und „Coporales: Ein traditioneller bolivianischer Volkstanz“ mit Patricia Flores. Weitere Details finden Sie auf der Startseite des Instituts. Wenn Sie einen Workshop für ihre Schule buchen möchten, melden Sie sich bitte bei Christina Nastos.
Forschungsergebnisse
Dokumentarfilmprojekt "Musik Unserer Nachbarn"
Der Hauptergebnis unseres Projektes ist der Dokumentarfilm Musik unserer Nachbarn (2025). Der Film zeigt sechs Porträts von Künstler*innen, die in der konservativ geprägten Provinzstadt Würzburg (Deutschland) leben, die für ihre fränkische Identität bekannt ist. Der fränkische Akkordeonist Bernd nutzt die Volksmusik, um mit Tänzern, älteren Menschen und Jugendlichen im Krankenhaus in Kontakt zu treten. André unterrichtet afrikanisches Trommeln und gibt Benefizkonzerte für eine Schule in seiner ehemaligen Heimatstadt Kinshasa. Die in Deutschland geborene Software-Ingenieurin Elizabeth tanzt Kathak und Bollywood, um Stress abzubauen und ihr indisches Erbe an Kinder weiterzugeben. Die bolivianisch-ecuadorianisch-deutsche Familie Rosenbaum wiederum baut durch andine Folklore eine Gemeinschaft mit ihren spanischsprachigen und deutschen Nachbarn auf. Der syrisch-deutsche Rapper Niro integriert arabische Einflüsse in seinen deutschsprachigen Rap und unterrichtet Hip-Hop für deutsche und migrantische Jugendliche. Der Gitarrist Rob ist von der Metís traditionellen Musik in Kanada zu Rock, EDM und Flamenco übergegangen. Er arbeitet mit seiner spanisch-deutschen Frau Mercedes zusammen, um Flamenco-Veranstaltungen zu unterrichten und zu organisieren. Ihre gemeinsamen Erfahrungen bieten Einblicke in die interkulturellen Kämpfe (gegen Rassismus, Kulturpolizei) und Freuden (zwischenmenschliche Beziehungen), die die zunehmende Vielfalt des heutigen Europas kennzeichnen.
Die Filmporträts sind hier als Kurzfilme zu sehen: Musik unserer Nachbarn. Eine Spielfilmversion mit allen sechs Porträts kann kostenlos für die Vorführung in Klassenzimmern, auf Festivals und bei kulturellen Veranstaltungen genutzt werden.
Interkulturelle Lernmaterialien
Begleitende Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte sind in Vorbereitung. Siehe hier.
Studentische Projekte
Musik findet Stadt: Webdoku (2024)
Musikalischer Stadtspaziergang (2022)
Wissenschaftliche Kommunikation und Publikation
Hill, Juniper. 2024. “Music of our Neighbors: Public Nuisance or Intercultural Bridge.” Invited Lecture. University of Cologne.
Hill, Juniper and Cornelia Günauer. 2024. “Music of our Neighbors: A documentary film about cultural diversity in Würzburg, Germany.” Research presentation and film screening, Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung, Köln.
Hill, Juniper and Cornelia Günauer. 2024. “Music of our Neighbors: A research project and documentary film about cultural diversity in Würzburg, Germany.” Research presentation, Kolleg Moderne und Gegenwart Symposium, University of Würzburg.
Hill, Juniper. 2024. “Space for Your Music (or Not): Heritage Music and Musicians on the Move
in Finland and Germany.” Keynote speech, Sibelius Academy Folk Music Anniversary Symposium, Helsinki, Finland.
Hill, Juniper and Cornelia Günauer. 2024. “The Music of Our Neighbors: Cultural Diversity in Small-Town Germany.” Research presentation and film screening, Society for Ethnomusicology Annual Meeting (online).
Hill, Juniper and Cornelia Günauer. 2025. “Music of our Neighbors: A documentary film about
cultural diversity in Würzburg, Germany.” Film screening and discussion, British Forum for Ethnomusicology Annual Conference, Cambridge, United Kingdom.
Hill, Juniper and Cornelia Günauer. 2025. “Music of our Neighbors: A documentary film about
cultural diversity in Würzburg, Germany.” Film screening and discussion, Creativity, Subjectivity, Relocation Symposium, University of Aberdeen, Aberdeen, United Kingdom.
Hill, Juniper and Cornelia Günauer. 2025. “Music of our Neighbors: A research project and documentary film about cultural diversity in Würzburg, Germany.” Research Presentation and Film Screening, International Council for Traditional Music and Dance World Congress, Wellington, New Zealand.
Hill, Juniper and Cornelia Günauer. 2025. “Post-Migrant Musicking and the Restriction of Public Space: Sonic color and class lines in provincial Germany.” Research Presentation, Society for Ethnomusicology Annual Meeting, Atlanta, United States.
Forschungsteam
Das Forschungsteam besteht aus Prof. Juniper Hill (Projektleitung / Lehrstuhlinhaberin Ethnomusikologie), Dr. Cornelia Günauer (wissenschaftlicher Mitarbeiterin am Lehrstuhl Ethnomusikologie) und Henrik Engstler (wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl Ethnomusikologie). Als affiliierte Wissenschaftler*innen unterstützen zudem Dr. Clara Wenz und Dr. Oliver Wiener das Projekt. Im Rahmen von Seminaren und Übungen wirken Studierende des Instituts für Musikforschung aktiv an der Durchführung des Projektes mit.
Förderung
Das Forschungsprojekt wird im Rahmen der Förderinitiative Weltwissen – Strukturelle Stärkung kleiner Fächer von der Volkswagen Stiftung finanziert und von der Universität Würzburg (Lehrstuhl für Ethnomusikologie, Universitätsbund und WueDive – Digitale Innovationen in der Lehre) mitfinanziert.



