Intern
Institut für Musikforschung

Gitarre-Zither "Aeol"

Klangbeispiele

Die massenhaft gefertigten Instrumente von Alwin Eichler wurden nicht für die Ewigkeit gebaut. Solche Zithern, die man heute meist für einen geringen Preis erwerben kann, halten ihre Stimmung meist nicht mehr. Daher haben wir die Akkorde gestimmt und die Saiten als Einzelsamples aufgenommen, einmal kurz (gestoppt), einmal lang. Mit Pure Data wurde eine Umgebung geschrieben, über die Stücke von Unterlegblättern abgespielt werden können. Unter den Blättern zur Zither W 37 in unserer Sammlung finden sich der Donau-Walzer von Johann Strauß, das Kirchenlied "Großer Gott, wir loben dich" und "La Paloma" von Sebastian Iradier. Die Realisation über Samples und das Patch hat sicherlich etwas Mechanisches. Immerhin aber kann man sich so dem Klang des Instruments nähern. – Hilfreich ist der Besitz einer originalen Stimmpfeife. Der Kammerton liegt über einen Halbton unter den heute üblichen 440 Hz. 

Typen der griffbrettlosen Zither

Nach der Entwicklung der Zither aus einem (aplenländischen) Volksinstrument zu einem Kunstmusikinstrument im Lauf des 19. Jahrhunderts – mit Melodieseiten über einem Griffbrett und einem Apparat von Akkordsaiten, der den ganzen Quintenzirkel abdeckt, muss die von vornherein als "populär" konzipierte griffbrettlose Zither als Rückschritt erscheinen. Jedem Ton waren auf der Melodieseite rechts Einzelsaiten (oder zwei Saiten) zugeordnet, entweder in diatonischer, halbchromatischer oder chromatischer Skala, auf der Akkordseite links waren nur wenige Begleitakkorde realisierbar, meist nur Dur-Akkorde. 

Die Hersteller griffbrettloser Zithern warben mit der Idee rascher Erlernbarkeit, die auf den Titelblättern der mit den Instrumenten verkauften Spielmethoden angepriesen wurde ("In einer Stunde zu erlernen"). Selbstverständlich erweist sich dies als Augenwischerei. Ohne musikalische Vorkenntnis erweist sich die Einarbeitung in das Instrument auch mit den Unterlegblättern als schwierig. Die große Menge an Saiten musste ja auch rein gestimmt sein. – Die Namen dieser Zithern sind instrumentenkundlich irreführend (Harfen-, Gitarre-, Mandolin-Zither) und sollten Klangassoziationen erwecken, die von den Instrumenten kaum eingelöst werden konnten. 

Während für die Griffbrett-Zither ein reiches Repertoire an zum Teil hochvirtuoser Musik entstanden war, konnte sich für das Laieninstrument keine eigenständige Literatur entwickeln. Es blieb bei Arrangements von populären Liedern, Kirchenliedern, Walzern usw. Vorausgesetzt wurde offenbar, dass die Stücke, die in unterschiedlichen Notationen vermittelt wurden, bereits bekannt waren. 

Verschiedene Zitherntypem verwendeten ein Zahlensystem – sowohl für die Melodien als auch für die Akkorde – oder ein gemischtes (Noten mit Zahlen für die Akkorde). Das System der Unterlegblätter (patentiert von Theodor Meinhold, Klingenthal) wurde vor allem von Menzenhauer und Schmidt (Berlin/New Jersey) verwendet: Dort konnte die Melodie mit rhythmischen Werten auf der Melodieseite abgelesen bzw. abgegriffen werden. Das Prinzip wurde später von Herrmann Veeh für seine heute noch bekannte "Veeh-Harfe" (auch dies eine Kastenzither) übernommen. 

Die Hersteller der Zithern hatten in der Regel einen eigenen Verlag, der Unterlegnoten publizierte. – Heute fehlt sowohl eine Übersicht über die verschiedenen Systeme wie auch über das verlegte Repertoire und seine Auswirkung auf bzw. Interaktivität mit volksmusikalischer Praxis an anderen Instrumenten (z.B. Akkordeon-Typen wie dem Bandoneon etc.). Über eine genaue Kenntnis der Herstellungszahlen der Instrumente wie auch des zugehörigen Printmaterials verfügen wir nicht. 

Festhalten lässt sich, dass der Typus des Instruments Teil an einer Überblendung eines deutschen und amerikanischen Imaginären hat. Die Instrumente wurden als "amerikanisch" bezeichnet, zum einen, weil sie in den USA patentiert und dort hergestellt wurden, weil ihre Erfinder ausgewanderte Deutsche in den USA waren oder die Instrumente in den USA und Deutschland bzw. Europa verkauft wurden. Die Zithern Alwin Eichlers passen sich in den Kontext seiner verlegerischen Tätigkeit nahtlos ein. Groschenheftromane über einen Detektiv in New York oder Buffalo Bill stellen das literarische Pendant zu vermeintlicher musikalischer Volkserziehung mit populär konzipiertem Repertoire dar. 

Es gab folgende griffbrettlose Zitherntypen:

a) mit Melodiesaiten auf der rechten Seite (Kronenzither: StW 18)

b) nur mit Akkorden (Herpeleik-Zither: De 275)

c) mit Dämperaufsätzen als Manuale: "Autoharp" (Oskar Schmidt: De 29)

d) als Streichzithern mit Akkorden (Max Lausmann, Violin-Harfe: De 298; Henry C. Marx, Pianoette: De 1)

Zu den Instrumenten Alwin Eichlers kommen Sie hier (dort weitere Materialien):

De 38 (Corcert Aeol); StW 37 (Aeol)

{Instrumentenkunde-Seminar WS 2025/26)