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Institut für Musikforschung

Krar – De 85, De 101, De 613

Die Krar – auch kerâr oder kirar – ist eine Schalen- oder Kastenleier aus Ostafrika, v.a. aus Äthiopien oder Eritrea. Sie wird von den Amhara, Omoro und Tigrinya gespielt. Andere Bevölkerungsgruppen haben ähnliche Leiern mit unterschiedlichen Namen. Die Krar hat sechs, manchmal fünf Saiten aus Darm, Nylon oder Draht. Der Resonator besteht aus Holz, Ton oder Metall. Traditionell bestand der Resonator aus einer Ton-Schale zum Händewaschen, bespannt mit Tierhaut (Ziege, Schaf, Rind). Heute besteht der Korpus der Krar normalerweise aus Holz, auch die Decke, gewöhnlich ohne Verzierung. Mit Tonabnehmern (Pickups) elektrisch verstärkbare Instrumente sind heute gängig. Die Arme bilden ein U oder V, als Stimmvorrichtungen dienen Stöckchen oder, moderner, Gitarrenwirbel. Die Krar ist kleiner als die Begenna (bei den Amhara) und besitzt im Gegensatz zu anderen ostafrikanischen Leiern keine Schnarrelemente. Ihr Klang ist klar. Sie wird mit einem Plektrum gespielt, die Saiten werden mit der linken Hand gedämpft oder freigegeben.

Der Legende nach wurde die Begenna von Gott erfunden und König David überreicht, während die Krar vom Teufel als Spottform der Begenna geformt und dem Menschen übergeben wurde, um weltliche Freuden zu besingen und ihn zu ehren (Kebede 1977).

De 85: Krar, Äthiopien (Shoa-Provinz?), 20. Jahrhundert

LB 55 x 42
Resonator: Blechschüssel; Jocharme wohl aus Stuhlbeinen
Ziegenhautbespannung; 3 Schallöcher
5 Saiten; Mensur: 49 cm
Das Instrument war 2019/20 in der Ausstellung MUS-IC-ON! Klang der Antike im Martin von Wagner Museum zu sehen.

De 101: Krar, Äthiopien, 20. Jahrhundert

LBT 60 x 29 x 6 cm.
5 Saiten; Mensur: 49 cm

De 613: Krar, Äthiopien oder Somalia, 20. Jahrhundert

LBT 62x 36 x 5,5 cm
Resonator: 22,5 x 17,5 x 5,5 cm
Schräg stehendes Joch; 4 Wirbelbohrungen
Um den Resonator auf Lederriemen aufgebundene Kaurischneckenhäuser (Schnarreffekt, Schmuck)
Bemalung auf der Decke in Orange.
Auf der Rückseite ist ein runder Spiegel angebracht, der von Kaurimuscheln umrahmt ist.

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel), Juli 2021

Literatur:
Ashenafi Kebede, The Bowl-Lyre of Northeast Africa. Krar: The Devil's Instrument, in: Ethnomusicology 21 (1977), S. 379–395.
Ronald Lah und Stephanie Weisser, Art. Krar, in: Laurence Libin (Hg.), The Grove Dictionary of Musical Instruments, Second Edition, New York: Oxford University Press 2014, Bd. 3, S. 214 f.

{ow; 2021-12-10}