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Institut für Musikforschung

"Kru Harp" – Rahmenzithern mit Resonator – De 509, De 586, De 587

Westafrika (Liberia, Sierra Leone, Guinea, Elfenbeinküste), 20. Jh.

Die "Kru-Harfe" besteht aus einer winkelförmigen oder runden Astgabel, die als Rahmen dient. Sie wird auf einen Resonator aufgespannt, hergestellt aus einem halbierten Kürbis. Der Resonator wird beim Spielen mit dem offenen Ende gegen die Brust gehalten. Oft schließt ein Querbalken zwischen den Enden den Rahmen. An dem einen Ende des Halbbogens wird jede der Saiten zu einem Knoten gebunden und das freie Ende durch Kanäle in der Bogenstange zur gegenüberliegenden Seite geführt. Dort wird sie mehrfach um den Bogenstab gewunden und verknotet. Auf der Oberseite sind zwei Löcher eingebohrt, zwischen die die Bogenstange gesetzt und mit Lederriemen festgebunden wird. Verwendet wird pflanzliches Material wie Lianen- oder Raphiafasern zur Herstellung der Saiten und der Resonanzkörperbefestigung. Die Saitenzahl variiert zwischen 5 und 8.

Es gibt zwei Arten der Tonerzeugung: (1) der Zeigefinger der rechten Hand streicht über alle Saiten, die linke Hand dämpft von unten  bestimmte Saiten oder verändert die Tonhöhe durch leichtes Anlegen (strumming); (2) die Finger beider Hände werden benutzt, um Patterns auf den Saiten zu zupfen.

Typologisch nach ist das Instrument nach der Hornbostel-Sachs-Systematik eine Leier (316.2). Da die Saiten parallel zum Querbalken verlaufen und nicht an ihm aufgehängt sind, wird es auch Harfe genannt. (Aufgrund der Astgabelform werden diese Instrumente manchmal auch als Bogenzither bezeichnet.)

Beim den Kru (Liberia bis Guinea) war das Instrument häufiger zu finden, aber auch in Sierra Leone und der Elfenbeinküste wurde sie von einigen Stämmen gespielt. In Liberia lebt die Mehrheit des Volks (ca. 240.000), die übrigen verteilen sich auf Ghana (21.000), Sierra Leone (11.000) und Guinea (3.800). Die Sprache der Kru gehört zur Gruppe der Kru-Sprachfamilie der Niger-Kongo-Sprachen. Die Kru sind Küstenbewohner, spezialisiert auf Fischfang, Holzverarbeitung, Bootsbau und Holzverarbeitung. Bereits im 16. Jahrhundert wurden die Kru von europäischen Schiffen als Seeleute angeheuert.

De 509:
LBT 46 x 20 x 20 cm
5 Saiten

De 586:
LB 56 x 40 cm, Durchmesser Resonator 24,5 cm, H 15 cm
Kanäle für 6 Saiten, 4 vorhanden

De 587:
LB 37 x 42 cm, Durchmesser Resonator 20 cm, H 10 cm
7 Drahtsaiten

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel) Juli 2021

Vergleichsinstrumente: Tropenmuseum Amsterdam: Inv.-Nr. TM-2436-5; Inv.-Nr. TM-4646-2; – Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ident.Nr. III C 14467; Sierra Leone Heritage: British Museum BM:Af.1952.7.9 – The Hartenberger World Music Collection of Historical Instruments, Catalog#:  AF-CHHP-42-14

Literatur: Ulrich Wegner, Afrikanische Saiteninstrumente, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1984, S. 76ff.

{ow; 2021-11-26}