Intern
Institut für Musikforschung

Ravanahatha – De 415

Die Ravanahatha (Ravanhatta, Ravana Hasta Vina) ist eine Stachelfiedel aus der Familie der Ektaras, die v.a. bei Straßenmusikern in Nordindien (Rajastan) und Sri Lanka populär ist. Der Resonator kann aus Kürbis, Kokosnuss oder einem ausgehöhlten Aststück bestehen. Es hat ein bis zwei Spielsaiten und kann mit bis zu 16 Resonanzsaiten ausgestattet sein.

In der traditionellen Auffassung soll das Instrument vom Volk der Hela in Sri Lanka während der Herrschaft des legendären Königs Ravana erfunden worden sein, der ihm seinen Namen gab und es im Rahmen seines Shiva-Kultes spielte. Laut der Ramayana-Epik soll Hanuman nach dem Krieg zwischen Rama und Ravana das Streichinstrument nach Nordindien mitgebracht haben. Im mittelalterlichen Rajasthan and Gujarat war die Ravanhatha das erste Musikinstrument, auf dem die Prinzen unterrichtet wurden. Zwischen dem siebten und zehnten Jahrhundert soll die Ravanhatha durch arabische Händler in den Nahen Osten gebracht worden sein, wo sie der Rebab und anderen Vorläufern der Violine als Vorbild gedient haben soll (Choudhury 2010).

Nordindien, 2. Hälfte 20. Jh.
LBT 80 x 10 x 10 cm
2 Spielsaiten aus geflochtenem Rosshaar (Mensur 34,5, 43,5 cm)
12 Resonanzsaiten aus Stahl (Mensur 36,5–67 cm)
Resonator: Kokosnusshälfte
Fellbespannung (Ziege)
Hals: Bambusrohr, verziert mit aufgenagelten verzinkten Blechringen und -rauten

415b: langer Bogen mit Schellenbehang (4 kleine Schellen) zur Spitze hin

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel) Juli 2021

Literatur:
Alastair Dick, Neil Sorrell, Art. „Rāvaṇahatthā“, in: Laurence Libin (Hg.), The Grove Dictionary of Musical Instruments, Second Edition. New York: Oxford University Press 1984, Bd. 4, S. 230.
Sisirkana Dhar Choudhury: The Origin and Evolution of Violin as a Musical Instrument and Its Contribution to the Progressive Flow of Indian Classical Music: In search of the historical roots of violin, Kolkata: Ramakrisna Vedanta Math 2010. S. 48–55.

{ow; 2021-11-16}