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Institut für Musikforschung

Psalmodikon mit 8 Bordunsaiten – De 406

1990er Jahre (?)

Kein Herstellervermerk

Beim Psalmodikon (auch Salmodikon) handelt es sich um ein gestrichenes Monochord mit gebundenem Griffbrett, das um 1820 von einem dänischen Lehrer entwickelt wurde, um den Gesang von Kirchenliedern anzuleiten. 1825 wurde es in Norwegen durch den Musiklehrer und Theologen Lars Roverud (1776–1850) und wenig später durch den Regimentspastor und Musiker Johan Dillner (1785–1862) in Schweden eingeführt. In der Folge fand es Verbreitung in Finnland und im Baltikum und wurde durch norwegische Emigranten auch in den USA heimisch. 1835 erhielt Roverud die Erlaubnis der norwegischen Staatskirche, das Instrument im Gottesdienst einzusetzen. Es sollte das Erlernen der Lieder erleichtern, vor allem aber den Gesang normieren. Dies hatte erhebliche Auswirkungen auf lokale Intonationen in den Gesangstraditionen, die nicht unter Dur/Moll und einer temperierten Skala subsumierbar waren. Für die Durchsetzung des Instruments wurde eine Ziffern-Notation, die Siffernotskrift/Sifferskrift, angewendet, die keine spezifisch musikalischen Notationskenntnisse voraussetzte (eine Idee J.-J. Rousseaus, die eine globale Rezeption im Rahmen der pädagogischen Vorstellungen oder Ideale einer Voraussetzungslosigkeit beim Erlernen von Musik erfuhr).

Anfänglich wurde das Instrument ohne Boden gebaut, so dass sein Klang durch eine Tischoberfläche verstärkt werden musste. Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurde ein eigener Boden üblich, ferner Resonanzsaiten zur Grundtonverstärkung, die gewöhnlich im Korpus angebracht waren. Die Form, zunächst kastenförmig, wurde variiert. Auf der Decke befindet sich meist ein rundes, kreuz- oder herzförmiges Schallloch, manchmal zwei f-Löcher. Zudem gibt es Annäherungen an die Korpusform des Violoncellos oder der Gitarre.

Ab den 1870er Jahren wurde das Psalmodikon allmählich durch Harmonien bzw. Holzorgeln ersetzt, so dass es in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts außer Gebrauch kam. Ein Revival in Skandinavien setzte ein, als 1986 der "Nordiska Psalmodikonförbundet" gegründet und 1995 ein Dillner-Museum mit mehr als 40 Psalmodikons im schwedischen Östervåla eröffnet wurde. In den USA gibt es seit 1997 den "Nordic-American Psalmodikonforbundet", der jährliche Treffen innerhalb der kleinen Szene organisiert. In diesem Kontext wird das Instrument u.a. für American Folk verwendet. Die über die Bundstäbchen gesetzte Metallleiste unter der Spielseite, die das vorliegende Instrument aufweist, ist nicht anders zu deuten, als dass auch nicht-temperierte Invervalle und kontinuierliche Tonhöhenveränderungen (Glissandi) darauf gespielt werden sollen.

LBT gesamt: 112 x 23,5/13 x 9,5 cm
Korpus gestreckt symmetrisch trapezoidal
Länge: 102 cm
Breite: 13…23,5 cm
Höhe: 9,5…10,5 cm (Deckenwölbung 1 cm)
Standklötzchen, aufgeleimt an den Ecken des Bodens
Alles dunkelbraun gebeizt

Decke: Fichte, 4 sich gegenüberliegende Schalllöcher (gestreckte s-Form), 2 kleine in der Mitte zwischen Steg und Sattel, zwei größere zwischen Griffbrettende und Steg.

Boden: Ahorn, Stärke: 1 cm

9 große Wirbel in der kurzen Wand. Die Wirbel für die Resonanzsaiten sind schwarz, der Wirbel für die Melodiesaite ist dunkelbraun gebeizt. 3 Schrauben als Saitenanhänge in der gegenüberliegenden längeren Wand. Schwarz lackierter Saitenhalter aus Blech mit integriertem Feinstimmer.

Im Boden an der kurzen Kante eingeschraubt eine Öse, um das Instrument an einem Wandhaken aufzuhängen.

Griffbrett (Ahorn), mit 31 Metall-Bundstäbchen. Auf der Spielerseite sind die jeweils geradzahligen Bundzwischenräume rechteckig schwarz lackiert. Auf der gegenüberliegenden Seite sind Intervalle (die Zahlen der Ziffern-Notation) aufgezeichnet (-2, +2, -3, +3 etc.).
Über die Bundstäbchen hinweg wurde (nachträglich?) eine Metallschiene auf das Griffbrett geschraubt.

Steg: 1 cm dick, 16,5 cm breit, symmetrisch, in der Mitte bogenförmig erhöht für die Melodiesaite, an beiden Seiten abgesenkt und schulterförmig abfallend für die Bordunsaiten.

1 Melodiesaite: Mensur 75 cm, Stärke 0,50 mm Stahl umsponnen, es handelt sich um eine Cello-a-Saite.
8 Bordunsaiten aus Stahl, vier oberhalb, vier unterhalb des Griffbretts, Stärke 0,40 mm
Akkorde sind bei der gleichen Saitenstärke nicht stimmbar, resoniert wird nur der Grundton.

Umleitung zum Saitenanhang: die Saiten und der Saitenhalter liegen auf Lederstücken auf.

Ein Bogen ist nicht vorhanden.

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel), Juli 2022

Literatur: Bjørn Aksdal, Salmodikon, in: Store Norske Leksikon, 2006; online. – Philip Bate, Psalmodikon, in: L. Libin (Hg.), The Grove Dictionary of Musical Instruments, 2nd ed., Oxford und New York: OUP 2014, Bd. 4, 167.

{ow; 2024-03-13}