Intern
Institut für Musikforschung

Phin, Thailand – De 114

Phin [phīn, sueng] ist die übergreifende Bezeichnung gezupfter Chordophone in Thailand. Das Wort geht auf die gleiche Wurzel zurück wie die südasiatischen Namen bīṇ bzw. vīṇā. In Thailand nachweisbar seit dem 13. Jahrhundert, bezeichnete es offensichtlich eine Stabzither (wie etwa die phin phia, vgl. De 344). In Nordostthailand und Laos ist mit dem Begriff eine gezupfte Laute gemeint, ähnlich dem krajappi, doch mit geradem Hals, zwei bis vier Metallsaiten und fünf bis acht Bünden.

Es gibt vier Stimmungs-Varianten: A–d–a (lai yai), A–d–a (lai noi), A–a–a (hua tok mawn) und A–a–e’ (lam ploen samai boran) (Miller 1998). Die beiden oberen Saiten sind die Melodiesaiten, die untere dient stets als Bordun. Bei der letzten Stimmung wird die Melodie in Quinten auf der mittleren und oberen Seite gespielt. Gezupft werden die Saiten mit einem Horn-Plektrum in der rechten Hand. Seit den 1990er Jahren wird das Instrument elektrisch verstärkt.

Die phin wird entweder solo oder zusammen mit der Mundorgel khaen gespielt (vgl. Lo 19, De 512, De 552), in Begleitung von Trommeln. Die Melodien gehören zum Repertoire der khaen. Der Oberbegriff für unterhaltende oder zeremonielle Tanztheater und Gesangsstile ist lam bzw. mo lam. Seit den 1950ern gibt esin Nordostthailand die Richtung lam ploen, bei der seit den 1990ern khaen, elektrische phin und ein westliches Drumset zusammenwirken. Eine längere Tradition hat das Theater lam mu, dessen Musikensemble, zu dem khaen, phin und das Xylophon pong lang gehören, seit den 1970er Jahren auch Keyboards integriert. Auch die Musikrichtung lam sing, beliebt bei nächtlichen Feiern, basiert auf khaen, elektrischer phin und einem Drumset: Sie präsentiert traditionelle Melodien und Verse in modernem Gewand durch Elemente des populären Gesangsstils luk thung.

Kein Herstellervermerk; um 2000

LBT 115 x 22,5 x 4,5 cm

Blattförmiger flacher Korpus

Drei Saiten
Mensur ca. 64 cm
Wirbelbrett mit hinterständigen Gitarrenwirbeln (Zahnradmechanik)

18 Bundstäbchen

Vogelmotiv als Halsabschluss über dem Wirbelbrett

Herkunft: Stiftung Fritz Degel (Blieskastel), Juli 2021

Literatur: Terry E. Miller, Thailand, in: Terry E. Miller, Sean Williams (Hg.): Garland Encyclopedia of World Music. Bd 4: Southeast Asia, London: Routledge 1998, 218–334. – David W. Hughes, David Morton, Terry E. Miller, Phin, in: Laurence Libin (Hg.), The Grove Dictionary of Musical Instruments, 2nd ed., Oxford und New York: OUP 2014, Bd. 4, 65.

Link: Henny de Bruin, Atlas of Plucked Instruments: SE-Asia.

{ow; 2024-03-19}