Deutsch Intern
Institut für Musikforschung

Mandolinen aus der Teilsammlung Rück - R 4 und R 5


Aus der Familie der Lauteninstrumente stammend, ist die Mandoline ein europäisches Zupfinstrument, das seit dem 17. Jahrhundert bekannt ist. Es existieren zwei Grundbauformen der Mandoline, die sich in der Korpusforms unterscheiden. (1) Die neapolitanische oder Rundmandoline hat eine flache, abgeknickte Decke, keine Zargen und einen schalenförmigen Korpus (Typus der Schalenhalslaute). (2) Die Flachmandoline wird nach aus dem Cistern- oder Geigenbau entlehnten Konstruktionsprinzipien mit Zargen sowie mit flacher oder leicht gewölbter Decke und ebensolchem Boden angefertigt (Typus der Kastenhalslaute). Die meisten Mandolinen besitzen vier in Quinten gestimmte Saitenpaare bzw. Chöre. Das verbreitetste Instrument der Mandolinenfamilie ist die Mandoline in Sopranstimmung. Die Saiten sind wie bei einer Violine in g-d’-a’e’ gestimmt.

Neapolitanische Mandoline von Vincenzo Vinaccio, Neapel 1766 – R 4

Signatur: Gedruckter Zettel auf der Muschel im Korpusinneren: Vincentius Vinnaccio Filius | Januarii fecit Neapoli | alla strada della Rua Catalana | :: 1766". Die letzte Ziffer handgeschrieben.

Maße: Korpuslänge um 28.8 cm, größte Korpusbreite 17.8 cm. Fichtendecke, ab Steg zum Korpusende hin leicht abgewinkelt. Um das runde Schallloch Einlagen aus Perlmuttfiguren in (wohl) Schellackmasse, am inneren und äußeren Rand Adern aus Knochen und Palisander. In Spielhöhe Furnier aus Palisander, am Rand mit Adern wie beim Schalloch. Am Korpusende, unterhalb des Steges Perlmutteinlagen aus Herz- und Rankenmotiven in (wohl) Schellackmasse. Ahornsteg, an die Decke geleimt. Am Deckenrand ein Knochenstreifen, daran anschließend Adern wie beim Schalloch. 2 schmale, hohe Rippen entlang den Außenrändern des Schallochs, quer zur langen Korpusachse.

Muschel aus einem breiten, ungekehlten, durchgehend umlaufenden Außenreifen aus Ahorn mit größter Höhe am Korpusende und abnehmender Höhe zum Hals hin. Darauf, zur Decke hin, ein aufgeleimter Palisanderstreifen als Abschluß. Am Korpusende ebenfalls auf dem Außenreifen die Kappe aus Ahorn mit 3 Palisanderadern im obersten Viertel. Im Anschluss an den Außenreifen 17 gekehlte Ahornspäne durch Palisanderadern getrennt. Kappenauslauf. Größte Wölbungshöhe: 11.0 cm

Hals mit Griffbrett an den Oberklotz genagelt und geleimt, im Querschnitt halbkreisförmig, an beiden Seiten mit Streifen aus Knochen und Palisander Zupfinstrumente belegt. Halsstärke und Griffbrettbreite zum Wirbelkasten hin abnehmend. 13 Bunde (10 aus Messing auf dem Griffbrett, 3 aus Palisander auf der Decke). Maße: Länge des Halses um 14,5 cm, Halsstärke vom Wirbelbrett zum Corpus hin: 1,56–2,65 cm, Griffbrettbreite vom Wirbelbrett zum Corpus hin 2,60–3.45 cm.

Wirbelbrett aus Ahorn, an den Seiten wellenförmig ausgeschnitten. Auf beiden Seiten mit Palisander furniert und mit eingelegten Knochenstreifen am Rand und im Zentrum. An den Seiten Verzierungsknöpfchen aus gedrechseltem Knochen, 8 hinterständige Wirbel aus (wohl) Palisander. Maße: Größte Breite Wirbelbrett am Ende: 6,30 cm – Obersattel aus Palisander. Saitenbefestigung: 4 aus Knochen gedrechselte Knöpfchen auf eine Knochenplatte gesteckt. Alles am Unterklotz auf der Kappe befestigt. Besitung: 4 zweisaitige Chöre (Schausaiten). Schwingende Saitenlänge 33,1 cm, Gesamtlänge des Instruments: um 58,0 cm

Provenienz: Aus der Sammlung Rück

Literatur: Eschler (1993), S. 43.

Pandurina, Giuseppe Bigioli (?), Turin 1770er Jahre – R 5

Bezeichnung nach Michael Praetorius: Syntagma musicum, Bd. 2 (De Organographia), Wolfenbüttel 1619, S. 53: "Ist wie ein klein Läutlein mit 4. Saiten also gestimpt g d' a' d': Etliche auch mit fünff Saiten oder Choren bezogen / so unter einem Mantel füglich / und in Franckreich sehr gebräuchlich seyn sol".

Signatur: 2 Zettel auf der Muschel im Korpusinneren. 1 Zettel, gedruckt. des Erbauers: "Giuseppe Bigioli (2 „ 4. und 5. Buchstabe nicht eindeutig lesbar) | Fecit in Torino 177.*.", oder aber auch "me fecit TORINO 177.*." 1 Reparaturzettel. handgeschrieben: "Rep. Herrn. Seyffarth | Instrumentenmacher | Leipzig-Golis 1903"

Korpus: Länge um 25,8 cm. Größte Breite, 14,2 cm

Decke aus Fichte. Rosette aus Nadelholz und Knüpfriegel aus Nußbaum. Alles nicht original. Um die Rosette eine Einlage aus Fischbein.

Muschel aus 13 ungekehlten Spänen aus Jacaranda, getrennt durch Adern aus Ahorn und Jacaranda. Darauf, am Korpusende, die Kappe, im oberen Drittel mit Adern wie oben. Kappenauslauf. Größte Wölbungshöhe: 9,2 cm

Hals mit Griffbrett aus Nußbaum, im Querschnitt halbkreisförmig. Griffbrett aus Ebenholz mit Einlagen aus Ahorn und Knochen. wird jetzt um etwa 1 Bundbreite von der Decke überlappt. Griffbrettbreite zum Wirbelkasten hin abnehmend. Als Bünde ursprünglich wohl nur im Griffbrett eingelassene Ahornadern. Jetzt 7 Bünde aus Elfenbein. im Griffbrett eingelassen. Länge des Halses um 10,2 cm, Halsstärke 1,9 cm, Griffbrettbreite vom Wirbelkasten zum Corpus: 4,27–5,11 cm, Länge des Griffbretts: 9,1 cm.

Wirbelkasten durchbrochen, aus massiv Nußbaum. Auf der Vorderseite Ebenholzauflage mit Adern aus Ahorn. Nußbaum und Ebenholz. 12 seitenständige Wirbel aus geb. Birnbaum. Wirbelkastenabschluß mit Furnier aus Knochen und Ebenholzstreifen. Kleinste und größte Breite des Wirbelkastens 1,80/4,22 cm. Obersattel aus Ebenholz.

Besaitung: 6 mal 2 Saiten (Schausaiten). Schwingende Saitenlänge jetzt: um 28,8 cm. Tragriemenknöpfchen aus Elfenbein am Unterklotz auf der Kappe. Gesamtlänge des Instruments: 54,0 cm

Provenienz: Aus der Sammlung Rück.

{ow, 2017103}