Deutsch Intern
Institut für Musikforschung

Digitaler Rundgang

Welt- und Menschenbilder auf Plattencovern

Den Begriff „Weltmusik“ verwendete die musikethnologische Forschung im 20. Jahrhundert schon lange, um die Vielfalt der Musikkulturen der Welt zu betonen. Ab den 1970er Jahren wurden einige Künstler*innen aus dieser Szene auf einmal so bekannt, dass die Musikindustrie einen Begriff suchte, um nicht-westliche oder unbekannte folkloristische Musikstile vermarkten zu können. Mit der Etablierung des Labels „Weltmusik“ sollten diese Musiker*innen nun einen gleichberechtigten Zugang zum internationalen Musikmarkt erhalten.

Wie aber lassen sich diese Musiker*innen im Vergleich zu populären Musikgruppen, zur europäischen Kunstmusik oder zu folkloristischen Stilen darstellen? Wie das Neue, das Unbekannte, das Andere visualisieren, das ein gleichwertiges Gegenüber und Teil einer gemeinsamen globalen Musikkultur sein soll?

Plattencover von „Weltmusik“-Produktionen zeigen die unterschiedlichen Versuche, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Dabei wird offensichtlich, das sich traditionelle Vermarktungstechniken der populären Musik nicht vorbehaltlos auf andere Musikkulturen übertragen lassen. Nicht immer führt eine gut gemeinte Intention auch zu guten Ergebnissen. Oft entsteht mehr ein Bild des weißen Westens vom Rest der Welt als eine Selbstrepräsentation der entsprechenden Musiker*innen. Die verschiedenen visuellen Lösungsansätze zeigen aber auch Möglichkeiten auf, wie auf neue kreative Weise nicht-westliche Musikkulturen abgebildet werden können.

Die Ausstellungsgegenstände stammen aus der Sammlung des Instituts für Musikforschung der Universität Würzburg. Wissenschaftler*innen und Studierende beschäftigen sich hier mit Fragen der Musikgeschichtsschreibung, Postkolonialismus und kultureller Nachhaltigkeit.

Der Rundgang möchte zeigen, dass Musik viel mehr als nur Klang ist. Der kulturelle Kontext, in dem sie stattfindet, bestimmt ihre Funktionen und Bedeutungen.

Zwischen den Plattencovern sind – als Trennerrenner zwischen den Stationen und als 3D-Kontrapunkt zur Flatware – drei Instrumentenpaare der Studiensammlung Musikinstrumente & Medien ausgestellt, die je auf ihre Art von Problemen der Konzeption und Wahrnehmung von Weltmusik erzählen.